Tecsun PL-380
#1
Question 

Hallo liebe CB-Funk Leute,

ich wollte euch mal fragen und um eure fachliche Sicht bitten.

Es geht um den im Betreff genannten Weltempfänger.

Ich habe leider gar keine Ahnung von all' diesen Radio und Funk Dingen.

Daher habe ich folgende Fragen:

Ist in dem Radio digital und analog "drin"?

Und kann ich damit tatsächlich jeden Radiosender bzw. aus jedem Land der Welt irgendetwas Hörbares empfangen?

Und: Wenn ein Atomkraftwerk in Deutschland explodiert, geht der Weltempfänger dann trotzdem? Bleiben Batterien dann unbeschädigt?


Lg
findus
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#2

Der Tecsun PL-380 ist ein Empfänger für analoge Signale.
Die empfangenen analogen Signale werden im Gerät digitalisiert
und digital bearbeitet, z.B. um Störungen zu verringern oder um
die empfangenen Signale digital zu filtern. Das erledigt im
Tecsun PL-380 ein Digitaler Signalprozessor (DSP).

Auf Langwelle, Mittelwelle und Kurzwelle kann der Tecsun PL-380
amplitudenmodulierte (= AM) Signale wiedergeben.
Der Tecsun PL-380 ist für den Empfang von SSB ungeeignet.
Als Empfänger für Amateurfunk auf Kurzwelle ist er daher nicht
das richtige Gerät. Auch FM CB-Funk bietet dieses Gerät nicht.
Für den UKW-Rundfunkempfang ist der Tecsun PL-380 ganz gut
geeignet. Allerdings nur für den althergebrachten Rundfunk.
Digitalen Rundfunk (DAB) kann dieses Gerät *NICHT* empfangen.

Die Explosion eines Kernkraftwerkes würde der Tecsun PL-380
(samt Batterien) unbeschadet überstehen. Bei der Explosion eines
Kernkraftwerkes ist kein EMP (Elektromagnetischer Puls) zu erwarten.
Die Explosion eines Atomsprengkopfes hingegen würde der Tecsun PL-380
*NICHT* überstehen. Denn bei einer solchen Explosion wird ein EMP
sofort die gesamte - nicht speziell EMP-gehärtete - Elektronik zerstören.
Ein einziger in großer Höhe über Europa gezündeter Atomsprengkopf
würde ausreichen, elektronische Geräte aller Art in ganz Europa auf
einen Schlag zu zerstören.
Diese Zerstörung würde Computer, Smartphones, Fernseher, Radios,
Funkgeräte, Auto-Steuerungen, Internet, usw. gleichermaßen betreffen.
Nur Teile der militärischen Elektronik ist gegen Schäden durch EMP geschützt.

Aus dem Bereich der zivilen Technik sind nur alte (komplett) röhrenbestückte
Rundfunkgeräte und Funkgeräte geeignet, einen EMP zu überstehen.

Viele Grüße - Rubin
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#3

Hallo Funkgeräte Mensch,


lieben Dank für die super Antwort!

Was ist SSB?

Und, angenommen in Südafrika oder in Österreich würden mehrere Menschen verschleppt werden. Und über den Vorfall berichtet aber kaum jemand, weil es die jeweilige Regierung selbst war. Allerdings gäbe es in den Ländern so kleinere Radiosender oder lokal organisierte Widerstandsgruppen mit CB-Funk Affinität und so und die würden dann darüber berichten.

Könnte ich das dann mit dem Gerät hören?

Und kann ich eig. auch so ein emp-geschütztes Radio kaufen? Aber bringt dann im Falle des Falles eigentlich auch nichts mehr, oder?

Lg
findus
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#4

Hallo Findus,

SSB steht für Single Side Band.
Ein AM-Signal (also z.B. Rundfunksender auf Langwelle, Mittelwelle, Kurzwelle)
besteht aus drei Teilen:
1. Die sogennannte Trägerfrequenz ("Träger" genannt).
2. Das untere Seitenband.
3. Das obere Seitenband.
Die Sprach- und Musik-Informationen werden gleichermaßen im
unteren und im oberen Seitenband übertragen.
Wenn z.B. ein Ton mit 440 Hertz (= Kammerton A) übertragen wird,
dann sieht man im unteren und im oberen Seitenband im Abstand
von 440 Hertz vom Träger ein Signal.
Der Träger selbst überträgt keine Informationen.
Er dient lediglich als Referenz zu den beiden Seitenbändern.
Die Erfinder von SSB kamen auf die Idee, dass es zur Übertragung
von Sprache oder Musik ausreicht, wenn man nur eines der beiden
Seitenbänder aussendet, also entweder das untere Seitenband
(auf Englisch "Lower Side Band" = LSB) oder das obere Seitenband
(auf Englisch "Upper Side Band" = USB).
Den Träger als Referenzsignal wird nicht ausgesendet, sondern erst im
Empfänger hinzugefügt.
Das hat den Vorteil, daß man weniger Bandbreite zur Übertragung
benötigt und daß der Sender seine Leistung auf diese kleinere
Bandbreite konzentrieren kann. Beide Effekte führen dazu, dass
in SSB die Reichweite besser ist im Vergleich zu AM oder FM.

Mit dem Tecsun PL-380 kann man CB-Funk empfangen,
sofern die Funker AM nutzen. Wenn FM oder SSB genutzt wird,
isz der Tecsun PL-380 ungeeignet.
Hinzu kommt, dass der Tecsun PL-380 nur recht starke Signale
(wie z.B. von Rundfunksendern) gut empfangen kann.
Im CB-Funk sind die Signale häufig schwach.
Der Tecsun PL-380 ist daher für den Empfang von CB-Funk
nicht zu empfehlen.

EMP-geschützte Geräte mit moderner Technik sind für
"Normalsterbliche" unerschwinglich teuer.
Erschwinglich sind alte Röhrengeräte.
Die sind jedoch a) groß, b) schwer und sie verbrauchen
viel Strom und in der Regel sind sie auf Netzstrom angewiesen,
also für Batteriebetrieb ungeeignet.

Viele Grüße - Rubin
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#5

Es müssen dann aber wirklich alte Geräte sein (fünfziger Jahre oder älter)
weil in den neuern die Gleichrichtung der Stromversorgung bereits mit Selen Plattengleichrichtern gemacht wurde.
Daher auch der Spruch "gleich riecht er".
Die wären in dem Fall hin und auch das Röhrengerät unbrauchbar.

Meines Wissens nach entlädt ein EMP auch schlagartig alle Batterien.
(sofern sie dagegen nicht geschützt sind).

Im Klartext: Vergiss einfach alle Geräte, die auch nur irgend etwas mit Strom zu tun haben.
Und ein Auto braucht dann auch eine Kurbel und Muskelschmalz damit es anspringen kann.

73 Hartmut

Digger (der Sucher),
13HN958 / 13RF958  - am Mike Hartmut
Mobil: AE 6110 / (AE5890EU), DV27 T / DV27 S / DV 27 lang /
3/4 λ Eigenbau
KF: AE 5890EU, 3/4 λ Eigenbau / Sirio SD 1300 U
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#6

Herkömmlichen Batterien, Blei- oder Bleigel- oder Blei-AGM-Akkus und NiCd oder NiMH Akus
kann ein EMP nichts anhaben. Solche Batterien werden durch einen EMP weder entladen,
noch anderweitig in Mitleidenschaft gezogen. Anders sieht es bei Lithium-Akkus aus,
deren eingebaute Elektronik (Stichwort: Batterie-Management-System, BMS)
durch einen EMP zerstört würde.

Generell kann man sagen, dass ein EMP Halbleiterbauelemente (Dioden, Transistoren,
Integrierte Schaltkreise (ICs), Speicher-Chips, Mikroprozessoren, usw. zerstört.
Geräte mit eingebauten Halbleitern werden nach einem EMP nicht mehr funktionieren.
Deswegen werden Geräte mit Hybrid-Bestückung (teilweise Röhren, teilweise
Halbleiter) einen EMP so wenig überstehen, wie Geräte, die ausschließlich
mit Halbleitern bestückt sind.

Insofern ist der Hinweis richtig, daß man - wenn es um EMP-Festigkeit geht -
auf alte Geräte (1950er Jahre oder älter) zurückgreifen muss. Bei der Auswahl
sollte man darauf achten, daß es noch Ersatzteile (insbesondere passende Röhren) gibt.
Bei so alten Geräten ist zu erwarten, daß viele Bauelemente (insbesondere Elektrolyt-
Kondensatoren) durch Alterung bereits unbrauchbar oder unzuverlässig geworden sind.
Damit ein solches Gerät im Katastrophenfall zuverlässig funktioniert, sollte man es
renovieren, also z.B. alle Elektrolytkondensatoren ersetzen. Da Röhrengeräte
im Betrieb ziemlich heiß werden, sollte man auf (teurere) Elektrolytkondensatoren
mit höherer zulässiger Betriebstemperatur zurückgreifen. Bei Arbeiten in Röhren-
geräten ist wegen der Hochspannung besondere Vorsicht angezeigt!
Im Zweifelsfall so eine Renovierung einem erfahrenen Profi überlassen,
der auch über die Meßgeräte zum Neu-Abgleich verfügt.

Nach einem EMP ist zu erwarten, daß auch Rundfunksender ausfallen werden.
Wer sich ernsthaft für so ein Szenario vorbereiten möchte, sollte sich nicht nur
einen (Kurzwellen)-Empfänger, sondern auch einen entsprechenden Sender
oder einen Sende-Empfänger (Transceiver) zulegen. Nach einer Funklizenz
wird in einem solchen Szenario wohl niemand mehr fragen ...

Zu überlegen ist auch die Frage der Stromversorgung. Kurzfristig geht das
mit Batterien (vorausgesetzt, man kommt auf die erforderliche hohe
Anodenspannung). Nach kurzer Zeit werden die Batterien erschöpft sein.
Was dann? Solarzellen werden durch einen EMP sehr wahrscheinlich
unbrauchbar sein. Moderne Notstrom-Generatoren werden ebenfalls
nicht mehr funktionieren, weil ihre Elektronik beim EMP zerstört wird.

Falls ein Konflikt so weit eskaliert, daß Atomwaffen zum Einsatz kommen,
dürfte für uns in Europa allerdings ohnehin "game over" sein.

Blitzschutzeinrichtungen z.B. in der Antennenleitung und im Stromnetz schützen *nicht*
gegen einen EMP, weil bei einem EMP die Spannung viel schneller ansteigt, als bei
einem Blitzeinschlag. Die Überspannung des EMP hat solche Schutzeinrichtungen
bereits durchlaufen, bevor die Schutzeinrichtung ansprechen kann.

Eine Alternative zum Versuch, eine EMP-feste Funkstation aufzubauen,
könnte folgender Ansatz sein:
Einlagerung einer modernen Funkstation samt Zubehör in einer Metallkiste (Abschirmung!),
die im Keller aufbewahrt wird und nach einem EMP (und wenn keine weiteren
EMPs zu erwarten sind) in Betrieb genommen werden könnte.

Übrigens hat ein EMP auch Auswirkungen auf die Ausbreitungsbedingungen.
Ein EMP alleine wird über einige Stunden hinweg die Ionosphäre so beeinflussen,
daß die Bänder "tot" erscheinen.
Ein Atomkrieg wird die Ionosphäre voraussichtlich über Tage und Monate
beeinflussen, so daß die Bänder über längere Zeiträume "tot" erscheinen.
DX, also Kommunikation über weite Entfernungen, wird in einem solchen Szenario
eine ganze Weile nicht möglich sein.

Am besten tun wir alles dafür, daß ein solches Endzeit-Szenario nicht eintritt.

Viele Grüße / 73 - Rubin
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#7

OK, diese Info ist mir neu.
Uns wurde noch beigebracht, daß alle Primär- und Sekundärzellen nach einem EMP leer seinen, außer sie befinden sich in der Blechkiste im Keller.

Danke
73 Hartmut

Digger (der Sucher),
13HN958 / 13RF958  - am Mike Hartmut
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